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Obras por Götz Aly

Europe Against the Jews, 1880-1945 (2017) — Autor — 95 exemplares
Unser Kampf: 1968 - ein irritierter Blick zurück (2008) — Autor — 27 exemplares

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Niemand hat mir ähnlich klar und analytisch die Probleme der Juden näher gebracht als Götz Aly, sein Buch https://www.amazon.de/Warum-die-Deutschen-Juden-Nationalsozialismus/dp/359618997...
gehört zum Besten, was jemals über dieses Thema geschrieben wurde. Während dort das Schwergewicht auf den Deutschen lag, liegt es in diesem Buch auf ganz Europa, einem den Juden feindlich gesonnenen Geflecht, das der Autor in seinen Verästelungen erklärt und beschreibt, warum alles mit den Deutschen bzw. Hitler kulminierte und zu den bekannten Vernichtungen führte.

Meine kurze Erklärung geht so: Monotheistische Religionen haben separierenden Charakter, sie prägten und prägen mehr denn je getrennte Kulturen, die über Jahrhunderte inkompatibel waren. Rom wurde erst zerstört, als es nicht mehr (religions-multi-tolerant) war, sondern eine einzige Staatsreligion etablierte. Juden wurden nach dem Tod Jesu in alle Winde zerstreut und bauten ihre Erinnerungskultur ähnlich stark aus wie das Christentum und später der Islam.

In der Fremde zu überleben, unterdrückt, ließ bei Juden die besten Möglichkeiten, Klugheit, Witz und Intelligenz wachsen, sie wurden bis heute zum wirtschaftlich und wissenschaftlich dominierenden Faktor der Welt und sind es nach wie vor. In Deutschland erhielten sie Anfang des 19. Jh. als erstes in Europa weitgehende Freiheiten in der Berufswahl und trugen entscheidend zum Wirtschaftswunder zwischen 1870 bis 1914 bei. Erst mit der Nähe zwischen Deutschen (die langsam bildtungsmäßig aufholten) und Juden wuchs der gefährliche, atmende Neid zwischen beiden Gruppen und führte zu den bekannten Ergebnissen.

Die Feindschaft zwischen allen 3 monotheistischen Religionen ist unverbrüchlich fest, sie war es über Jahrhunderte und keine größere Leistung in meinen Augen als die von Hirzl zum Aufruf bzw. zur Gründung eines jüdischen Staates, dessen Demokratie heute ein Leuchtturm darstellt im Umfeld der dort umgebenden, despotisch-göttlichen Staaten.

Entscheidend an diesem hervorragenden Buch ist die Analyse am Ende. Es gibt keine monokausale Erklärung des Ganzen und nichts kann auf einen einzigen Faktor zurückgeführt werden: nichts auf den National-Sozialismus, das Völkische oder sonstige Wortungeheuer, die nicht anderes sind als Klischees der Denkfaulheit. „Solche Worthülsen bedienen das sehr verständliche menschliche Bedürfnis nach möglichst großer Distanz zu einer unerträglichen Mordtat. Sie ummanteln das Bedrohliche mit einer begrifflichen Panzerung und erklären nichts.“ (S. 377)

So ist es. Und die Überschrift zu dem letzten Kapitel - Das Gute begünstigte das Böse - klingt wie eine ewige Wahrheit. Karl Popper sagte dazu: „Die Hybris, die uns versuchen lässt, das Himmelreich auf Erden zu verwirklichen, verführt uns dazu, unsere gute Erde in eine Hölle zu verwandeln.“ Menschen heute, die skeptisch und nachdenklich sind, sie werden mit Worthülsen der vermeintlichen Menschlichkeit beschossen, ohne hinter die wirklichen Probleme zu sehen. Harte, sich ausschließende monotheistische Religionen sind kulturelle Spalter, wie werden es immer bleiben, eine Rückkehr zum multikulturellen Götterreich der Antike scheint unmöglich. Je eher wir alle das wahr-nehmen, desto besser.

Denn die Folgen einer Nicht-Warhnehmung werden weit grausamer und vernichtender sein als es Hitler-Deutschland jemals war. War der Antisemitismus der 30er Jahre vor allem Neid-begründet, so ist er heute aus den Grundlagenwerken der anderen monotheistischen Religion leicht herauslesbar. Er macht sich in Deutschland breit wie ein langsam, kaum merkbar kochendes Wasser, in dem sich heute liebedienerische Menschen jeglicher Realität versagen. Wir leben in weit gefährlicheren Zeiten als in den 30ern, nur dass die Gefahr aus einer ganz anderen Richtung kommt als alle wohlmeinenden Menschen zu glauben wissen. Dem Glauben könnte man abhelfen, durch Lesen z.B!
… (mais)
 
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Clu98 | Feb 24, 2023 |
Das jüdische Volk wurde im Mittelalter als Verursacher der Tötung Jesu geächtet: Kirche und Feudalherren hatten einfaches Spiel, mit dieser (falschen) Information einen Sündenbock durch die Gedanken der Menschen zu treiben, der für alles haftbar gemacht wurde. Jüdische Menschen waren entrechtet und schon dankbar, wenn man sie am Leben ließ. Um den dumpfen Vorurteilen gut zu begegnen bzw. diesen auszuweichen, musste man informierter sein als die christlichen Nachbarn. Götz Aly beschreibt die Tatsache, dass alle jüdischen Eltern größte Sorgfalt darauf legten, ihren Nachkommen Lesen, Rechnen und Schreiben beizubringen. Darüber hinaus diskutierte man in den Familien und schulte das dialektische Können des Nachwuchses viel intensiver als die christlichen Mitbürger. Denen sagte man von oben herab bis ins 20. Jahrhundert, dass Lesen schädlich für die Augen sei.

Jüdischen Bürgern war in Deutschland bis 1806 jegliche handwerkliche Tätigkeit untersagt, sie waren auch weitestgehend von wissenschaftlichen, militärischen oder verwaltungsorientierten Aufgaben ausgeschlossen. 1806, unter der napoleonischen Besatzungsmacht, entschloss sich Deutschland, den Juden alle Zünfte und viele weitere Tätigkeiten zu öffnen. Im benachbarten Europa wurden sie nach wie vor ghettoisiert, verfolgt und drangsaliert, jetzt aber war ihnen die freiheitliche Möglichkeit individuellen Könnens möglich. Es muss auf die Juden wie eine Befreiung gewirkt haben, sie dankten es Deutschland mit einer unglaublichen Leistungsbereitschaft, die sich im beginnenden industriellen Zeitalter als wertvolle Hilfe für den Erfolg Deutschlands herauskristallisierte. Anders als in agrarischen Verhältnissen brauchten die Menschen jetzt Neugier, Einfallsreichtum, Geistesgegenwart, Anpassungsgabe, soziale Intelligenz und vor allem Bildung. (S 37)

Juden hatten einen zentralen Reichtum: ihre Bildung und die Fähigkeit, sich unter widrigsten Bedingungen anzupassen, zu überleben. Deutsche Bürger wurden von der Obrigkeit für dumm verkauft: beginnende Erziehung im 19. Jahrhundert für breite Massen war im Grunde dumpfe Prügelpädagogik: Arbeitslose Kutscher oder Handwerker wurden Lehrer, die ihre Schüler zum Auswendiglernen anhielten und sie streng verprügelten, ihnen den eigenen Willen herausschlugen. Der Unterricht solcher Schulmeister kam auf dem Lande selten über das Buchstabieren hinaus. (S 39)

Man muss nicht mehr beschreiben, um zu begreifen, dass der schnell akkumulierende jüdische Bildungs- und Einkommensanstieg den christlich geprägten Deutschen ein Dorn im Auge wurde. Neid und Missgunst nahmen überhand: hatte man vorher auf sie heruntergesehen, so musste man jetzt feststellen, dass Juden mit ihrer Bildung schnellere und bessere Abschlüsse machten und ihre Fähigkeiten zum Besten für alle einsetzten. Ihre Kreativität sorgte ganz entscheidend für den ungeheueren Wirtschaftsaufschwung Deutschlands, aus Made in Germany (am Anfang ein Ächtungszeichen der Engländer) wurde ein positives Markenzeichen. Insgesamt liegt in den klassischen Wissenschaftsbereichen der Anteil von jüdischen Bürgern unter allen Nobelpreisträgern bei 15,1 % (gerechnet von von 1901 bis 2001). In der Weimarer Republik waren unter fünfzehn Nobelpreisträgern fünf deutsche Juden: Albert Einstein (Physik), Otto Meyerhof (Medizin), James Franck (Physik), Gustav Hertz (Physik) und Otto H. Warburg (Medizin). Die erste Frau in Deutschland, die sich der Frauenemanzipation verschrieb, war Rahel Levin-Varnhagen. Sie lehnte die Dominanz des Mannes ab und forderte schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine umfassende Gleichstellung der Frau.

Im 19. Jahrhundert gab es immer wieder Judenprogrome auch in Deutschland, sie wurden aber von den Regierenden niedergeschlagen, die dumpfe Wut auf Kapital und Geldgier bahnte sich aber ihren verhängnisvollen Weg. Warum sollten jene, die bisher nichts galten, auf einmal so erfolgreich sein? Hier ging es doch vermeintlich nicht mit rechten Dinge zu, so die Stammtischparolen. Daraus und aus unsäglich dumpfen Wissenschaftlern bzw. Politikern wurde der Hass auf diese Minorität gespeist, die sich in den 30er Jahren dann ihren verhängnisvollen Weg bahnte.

Der ohnmächtige Neid ist zugleich der furchtbarste Neid, stellte Max Scheler fest. Die deutsche Majorität holte zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf, im wirtschaftlichen Sinne, und je näher man den Juden kam, umso aggressiver wurde der Neid. Ihre Definition einer überlegenen Rasse war zugleich Heimstatt für die dumpfen Nicht-gebildeten, der Kirche und Obrigkeit zur Erziehungs-Prügelei ausgesetzten nicht-jüdischen Deutschen. Ein einfaches, auf der Hand liegendes universelles Druck- und Überzeugungs-Mittel für das, was nach 1933 kommen sollte. Die Theorie vom reinrassigen Volk wurde zur Praxis und zur Utopie vom besseren Leben. Die auf der der sozialen Aufstiegsleiter seit 1880 und erst recht seit den 1920-er Jahren nachdrängenden Deutschen erklärten die durchschnittlich erfolgreicheren Juden zu Untermenschen, um selbst Obermenschen zu werden. (S 300)

Dabei waren sich unsere nicht-jüdischen Vorväter und -mütter ihrer neidvollen Haltung den Juden gegenüber bewusst, sie schämten sich für ihre niedrigen Beweggründe. Und genau dies machte sie für die Rassentheorien so empfänglich, hier wurden ihren Gefühlen Absolution erteilt, sie waren sozusagen entlastet von der Todsünde des Neides. Um das Ganze zu verstehen, versetze man sich einfach nach Mannheim, ein Little Istanbul, in dem Türken Tür and Tür mit Deutschen leben. Was denkt ein Langzeitarbeitsloser, wenn neben ihm ein türkischstämmiger Mitbürger wohnt, der Arbeit hat beim Benz und einen Benz fährt? Götz Aly blickt pessimistisch in die Zukunft. Der Ort des Bösen liegt in der menschlichen Natur, Schrecken können sich nach seinen Ausführungen zufolge jederzeit wieder abzeichnen - und sie haben sich in kleinem Rahmen bei uns Deutschland schon wiederholt, auch im 21. Jahrhundert. „Wer solche Gefahren mindern will, sollte die komplexen menschlichen Voraussetzungen betrachten und nicht glauben, die Antisemiten von gestern seien gänzlich andere Menschen gewesen als wir Heutigen.“ (Letzter Satz)

"Das kollektivistische Versprechen und der Antiliberalismus der SPD im 19.
Jahrhundert haben deutlich zum Antisemitismus beigetragen."
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Clu98 | 15 outras críticas | Feb 20, 2023 |
This book is one of the fastest reads of any, and one of the best. It real fast in spite of having a lot of new information.

The book, by a non-Jewish German author, is about the perplexing question of why the allegedly cultured Germans would be the most vicious in perpetrating the Shoah.

The book teaches that a toxic combination of envy, the unsettled nature of German national identity compared to the very subtle nature of Jewish identity, and relative German underachievement were collectively the genesis of the Shoah. Germany, to be sure, was the birthplace of Beethoven; but that was the exception.

Germany was laggard in creating public schools, and the general population had no tradition of education. The jews, by contrast, had a strong commitment to education. Thus, the Jews advanced rapidly in the professional and increasingly industrial world, where is the average German did not. This helped fuel the resentments and gave rise to the holocaust.

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Assinalado
JBGUSA | 15 outras críticas | Jan 2, 2023 |
The Holocaust was perpetrated by the Germans, but it would not have been possible without the assistance of thousands of helpers in other countries: state officials, police, and civilians who eagerly supported the genocide. If we are to fully understand how and why the Holocaust happened, Götz Aly argues in this groundbreaking study, we must examine its prehistory throughout Europe. We must look at countries as far-flung as Romania and France, Russia and Greece, where, decades before the Nazis came to power, a deadly combination of envy, competition, nationalism, and social upheaval fueled a surge of anti-Semitism, creating the preconditions for the deportations and murder to come.
In the late nineteenth century, new opportunities for education and social advancement were opening up, and Jewish minorities took particular advantage of them, leading to widespread resentment. At the same time, newly created nation-states, especially in the east, were striving for ethnic homogeneity and national renewal, goals which they saw as inextricably linked. Drawing upon a wide range of previously unpublished sources, Aly traces the sequence of events that made persecution of Jews an increasingly acceptable European practice.
Ultimately, the German architects of genocide found support for the Final Solution in nearly all the countries they occupied or were allied with.
Without diminishing the guilt of German perpetrators, Aly documents the involvement of all of Europe in the destruction of the Jews, once again deepening our understanding of this most tormented history. (fonte: amazon)
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Assinalado
MemorialeSardoShoah | Jun 12, 2020 |

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