Hans Jellouschek (1939–2021)

Warum erstarren viele Liebesverhältnisse in zarter Umarmung, die einem keine Luft mehr lässt? Sie haben keinen Mut zur Autonomie, sie lassen keine individuellen Entfaltungsmöglichkeiten mehr zu.

"Das eigentliche Problem dabei ist, dass sie aufgehört haben, zwei verschiedene Wesen zu sein."

Aus dieser Lage heraus entwickeln sich die entscheidenden Paarprobleme. Die Unfähigkeit und auch die Angst, den anderen loszuslassen, äußern sich in Migräne, Streit und unerklärlichen Mißstimmungen, die ein Paar oft verzweifeln lassen.

Tatsächlich muss die Verschmelzung (anfängliche Verliebtheit) durch Phasen der Distanzierung abgelöst werden, damit eine lebenslange, tiefgehende Liebe entsteht. Verschmelzung ist für Hans Jellouscheck der Dünger, auf dem alles andere gedeihen kann. Aber es bedarf auch der Zeiten des Unkrautjätens, des Blühens, des Anpflanzens, des Pflegens, um den Garten der Liebe zum wirklichen Blühen zu bringen.

Die 5 entscheidenden, immer wieder kehrenden Phasen einer tiefen Liebe definiert Hans Jellouscheck so:

1. Verliebtheit, Verschmelzungssehnsüchte
2. Widerstand gegen die Verschmelzung
3. Distanzierung, Autonomie
4. Vorsichtige Wiederannäherung
5. Verschmelzung auf höherer Autonomie, größerer individueller Reife

Eine reife Liebe darf nicht mit Dauerverschmelzung verwechselt werden. Wenn man diesen Kern-Fehler beheben kann, sich Freiräume in der Distanzierung gibt, kann eine Liebe lebenslang halten. "Meistens scheitern Beziehungen nicht an zu viel Distanz, sondern an zu viel Nähe."

Was verschmelzungssüchtige Paare zur Optimierung oder Wiedererlangung von Autonomie tun können, beschreibt der Autor treffend und einfühlsam, getragen durch vielfältige Erfahrungen aus seiner eigenen Paar-Praxis. "Distanzierung und Abgrenzung zerstören die Liebe also nicht, sondern machen sie tief und lebendig."

Ein hervorragendes Buch, das bei jedem Hochzeits- bzw. Liebespaar zur Grundausstattung gehören sollte.… (mais)