Eva Madelung

Dieses Buch hat mich sehr bewegt. Eine Frau findet nach dem Tod ihrer Mutter, mit der sie länger keinen Kontakt mehr hatte, einen Brief von ihr, in dem sie versucht zu erklären, warum sie in ihrer Jugendzeit zur überzeugten Nationalsozialistin wurde. Beim Lesen erinnert sich die Tochter daran, wie sie sich von der Mutter abgegrenzt hat und sich selbst einer fanatischen Ideologie zugewandt hat (RAF-Szene).
Besonders bewegt hat mich hier die Schilderung des Nationalsozialismus aus der Sicht eines normalen Mädchens, das nach und nach zur glühenden Verfechterin der Ideologie wird und willig ihre Pflicht für das Vaterland erfüllt. Der Schwerpunkt liegt nicht so sehr auf den großen Gräueltaten, sondern eher auf dem Alltag. Der Brief ist nicht nur eine Lebensbeichte an die Tochter, sondern auch der Versuch, sich selbst zu verstehen und zu beschreiben, wie sie in den späteren Jahren damit umgegangen ist.
Ich habe mich beim Lesen ganz automatisch gefragt, ob ich mich selbst in eine ähnliche Richtung entwickelt hätte wie die Mutter im Nationalsozialismus oder ob ich als Tochter ebenso auf die Vergangenheit der Mutter reagiert hätte.
… (mais)