Luis lebt mit seiner schönen Mutter in einer Hochhaussiedlung am Rande einer Grossstadt. Entsprechend abgründig ist das soziale Gefüge. Jungen, deren Väter sich davongemacht haben und deren Mütter überfordert sind. Emotionen sind tabu und über Kindheitsverletzungen zu sprechen erst recht. Man gibt sich stark, man klopft Sprüche, tritt nach unten und der Mittelpunkt der Welt ist die Länge des Genitals oder die Fähigkeit zu saufen. Diese Welt wird nicht moralisierend, sondern aus der Perspektive von Luis beleuchtet, der als gröt︢er Stecher im Kiez mit fast jedem Mädchen geschlafen hat und mit sogenannten Fickwetten ein gutes Taschengeld verdient. Über ihm steht nur der Pole Milan, den er als männliches Vorbild verehrt. Für Luis eine passende Stimme zu finden, war sicher nicht leicht. Frederick Lau meistert diesen Part mit seinem Hörbuchdebüt genial. Brüchig, etwas nuschelnd, aber absolut zu den abstrusen Weltbetrachtungen des Helden passend. Eine wunderbare Darbietung des differenziert gefeierten Debüts von Verena Güntner