Thomas Gottschalk (1)

Er gehörte irgendwie dazu wie die Jukebox und das Schwimmbad, TG war ein Wegbegleiter meines Lebens, man konnte ihm ab den 80ern nur schwer ausweichen. Und ich muss feststellen, er war nicht unangenehm, er formulierte überraschend und witzig, genauso wie er von Prof. Udo Reiter im Bayerischen Rundfunk entdeckt wurde: bei Verkehrsdurchsagen, die er im BR wohl als erster Radioplauderer zum Hinhören und Lachen sprach. Es geht in diesem Buch ebenso weiter und ich bin ihm überraschenderweise wirklich ganz nah. Vom Fernsehen her und Radio war ich ihm nur oberflächlich nahe. Ein Mensch, den ich vermutlich ansprechen würde, wenn ich im Zug neben ihm säße.

Seine Kindheit, das Behütetsein (für mich die Quelle seines Erfolges als strahlend gut gelaunter Glückspilz) schildert er so wie er heute lacht: sein Urvertrauen zu den nie streitenden Eltern war wohl grenzenlos, die Liebe seiner Mutter (nach dem frühen Tod des Vaters) unverbrüchlich und fest. Wann immer jemand besonders erfolgreich ist, findet man in der überwiegenden Mehrheit solche paradiesischen Zustände in der Jugend.

Eine Mutter, die stolz darauf war, dass ihr Mann nicht wusste, wo die Kaffeelöffel liegen, klare Arbeitsteilung, Sicherheit für Kinder, Bezugspersonen, die man ansprechen kann, Onkel, Tanten, Verwandte - TG war eingebunden in einen funktionierenden sudentendeutschen, treusorgenden Clan. Sein Vater setzt ihn schon früh auf die richtige Spur, er vermittelt Zutrauen und die Notwendigkeit, immer auf andere zuzugehen.

Es ist wirklich schön zu lesen, wie sehr TG seinen Eltern dankt und seine Wurzeln erkennt!!!

Besonders berührend empfand ich die Emotionen, die seine Formulierungen bei mir weckten (der Gang zum Schwimmbad in Kulmbach die Geräusche, Plantschen) wirklich ungewöhnlich und fast literarisch, dass sein Lehrkörper aus alten Verherrlichern des Unsäglichen bestand, alles Dinge, die viele aus dieser Zeit kennen. Und besonders interessant ist, dass er die Fragen beantwortet, die man im Fluss des Lesens hat.

Kaum dachte ich, der ist aber oberflächlich und wenig intellektuell, schreibt er das selbst und gesteht, dass er lieber als Kafka Dinge las, die ihn unterhielten. Natürlich Karl May. Im Übrigen ebenso wie sein Freund Reich-Ranicki, der nichts anderem als der Unterhaltung den Vorzug gab und seine erlesenen Geschichten sogar anderen erzählen musste, um zu überleben. (Fam. Gavin aus Warschau)

Was ist literarisch hochwertig? Wenn es mich berührt. Punkt.

Dieses Buch berührt von der ersten bis zur letzten Seite, TG legt offen, bekennt und spricht jene Problem an, die uns alle bewegen. Seine Begegnungen mit Hans Küng, seine Versuche, sich eine christliche Philosophie zurechtzulegen, den Glauben beizubehalten, ist nachvollziehbar. Küng revoltierte gegen die katholische Kirche, ist heute (Parkinson-erkrankt) sogar für das selbstbestimmte Sterben. TG war und ist tief verwurzelt im Katholizismus und beschreibt sein Festhalten daran, wie viele im Sinne der Bergpredigt.

Über die Menschen in Dresden schreibt er (S. 349): Während ich dies schreibe, irren Tausende protestierend durch Dresden und andere deutschen Städte, halten sich für das Volk und fühlen sich gleichzeitig von dunklen Kräften heimgesucht und von ihren Politikern verlassen.

Dies ist die einzige Stelle, die mir nicht gefiel: die Menschen in Dresden irren meines Erachtens nicht, sondern haben die 3 monotheistischen Religionen verglichen. Es bedarf keiner großen intellektuellen Erkenntnis, um zu begreifen, dass der Islam eine rigide, frauenverchtende, Christen und Juden herabwürdigende Ideologie ist. Liebe als Wort gibt es nur für die Brüder im Glauben, alle anderen, die Ungläubigen sind ausgeschlossen. Sie müssen sogar nach dem Koran bekämpft werden. Man sollte das lesen: Sterben sollst du für dein Glück: Gefangen zwischen zwei Welten Der islamische Faschismus: Eine Analyse Allahs Narren: Wie der Islamismus die Welt erobert

TG ist kein politischer Mensch und lässt dies immer wieder durchblicken, auch kein Intellektueller. Er ist durch und durch positiv denkend und möchte Menschen unterhaltend glücklich machen. Dies kommt in diesem Buch rüber und lässt ihn als Rundumpaket deutscher Unterhaltung sympathisch und echt wirken. Er spart nicht mit Kritik an sich selbst, ein eher reflektierendes Nachfragen seiner Schwächen, der stolz darauf ist, zwischen Geistesgrößen zum 80. Geburtstag von Reich-Ranicki reden zu dürfen und dabei ein durchaus gute Figur macht.

Den USA Aufenthalt von TG und die dortige Einbürgerung bzw. die negativen Seiten einer Gesellschaft, die sich um Abgehängte nicht kümmert, sehe ich eher belustigt und fast ein wenig spießig. Seine Kinder mussten Schuluniformen tragen und m.E. ist man nirgendwo rückschrittlicher und spießiger als auf amerikanischen Colleges. Im Alter bzw. bei Krankheit wird TG dann doch wohl wieder in deutschen Krankenhäusern sein, wo man ihn kennt und nicht vor der Behandlung nach seiner Kreditkarte fragt.

Prof. Udo Reiter war TG's Freund und Entdecker beim Bayerischen Rundfunk, ihm hat er dieses ganze Buch gewidmet. Auch dies hat mich berührt. Noch immer bin ich beeindruckt von der Biografie Reiters.Gestatten, dass ich sitzen bleibe: Mein Leben...Udo Reiter war im Übrigen einer der wenigen, der sich bei mir für eine Rezension bei Amazon bedankte, sein Leben war unglaublich und ermutigend!… (mais)

Ich mag Thomas Gottschalk. Er gehört zu meinem Leben. Als ich ein Kind war, hörten die coolen Jugendlichen "Pop nach Acht", eine meiner besten Freundinnen war mal mit ihrer Familie zu Gast in seiner Radio-Mittagsshow, eine andere traf ihn zufällig mal bei Mövenpick in München. Dann kam er ins Fernsehen, und ich habe "Wetten dass" bis zum Schluss gern angeschaut. Gottschalk gehört also irgendwie zu meinem Aufwachsen und da er integer und menschenfreundlich wirkt, mag ich ihn.
Auch sein Buch kommt weitgehend sympathisch daher. Er selbst bezeichnet es als eine "Operation am offenen Herzen". So weit würde ich nicht gehen, dazu ist es mir zu nichtssagend, aber vielleicht ist einfach nicht mehr dahinter bei ihm, als charmant zu sein und schlagfertig zu plaudern.
Gottschalk schreibt chronologisch über sein Leben, seinen medialen Aufstieg. Dass er seine Familie weitgehend ausklammert, ist klar, das begründet er und hat es auch selbst so für sein Leben in den USA gewählt. Privates bleibt privat. Im zweiten Teil des Buches tendierte ich mehr zum Querlesen und fand es auch etwas redundant. Eine echte Offenbarung ist das Buch nicht. Das, was da drin steht, könnte man sich vielleicht auch zusammengoogeln. Aber man kann es auch gut lesen. Gottschalk geht auch recht offen mit seinen "Defiziten" um (konservatives Frauenbild, mitunter autoritärer Erziehungsstil....). Aber er ist auch ein echter Menschenfreund, das finde ich sehr angenehm.
Manchmal ist er zu seinen Freunden im Buch recht derb (seine Geschwister, Günther Jauch). Eine Lanze möchte ich z.B. für den früheren B3-Moderator Thomas Brennicke brechen, der so viele Jahre die Schlager der Woche moderiert hat. Gottschalk lässt sich lang und breit darüber aus, wie fad und uncool er dessen Moderationsstil fand. Ich hingegen (und ich denke, viele viele andere auch) mochte genau den ruhigen unaufgeregten Stil Brennickes. Da konnte man noch in Ruhe seine Statistiken nebenbei führen :-) Ein bisschen was von diesem alten Radio hat sich genau mit Gottschalk verändert: Dass heute überall zwei Moderatoren sitzen, die sich ständig Bälle zuwerfen, dieses ganze Gelaber bei der Moderation geht sicher auch auf Gottschalk zurück. Nur dass er das konnte und originell war. Ihn habe ich immer gern gehört. Heute nerven mich die Moderatoren derartig, das sich fast kein Radio mehr höre.
Fazit: Ich fand das Buch gut, im ersten Teil sogar sehr gut, hätte mir aber insgesamt ein wenig mehr erwartet.… (mais)

"Top die Wette gilt!" knapp 82 Millionen Menschen in Deutschland kennen diesen berühmten Spruch der durch eine Person geprägt wurde. Thomas Gottschalk. 30 Jahre lang hat er die Sendung "Wetten Dass" moderiert. 2012 hat er die Sendung abgegeben. Doch was steckt wirklich hinter dem Paradiesvogel der jeden Samstagabend zu einem außergewöhnlichen Erlebnis machte, Gottschalk gibt Einblicke in sein Leben und man lernt den Entertainer von einer ganz anderen Seite kennen. In seiner bekannten leichten Art führt er durch sein Leben und macht das Buch zu einem unglaublichen Lese Spaß. Man hört Thomas Gottschalk wahrlich selber sprechen. Das Hörbuch ist auch sehr empfehlenswert da es vom Autor selber gelesen wird.… (mais)